Reading List für den Sommer 2025 - And it feels like summer...not.

Die bisherige Wetterlage lässt es nicht vermuten, aber der Sommer ist da! Theoretisch. Im schönen Norden warten wir für unseren Teil noch. Das heißt allerdings nicht, dass man sich nicht bereits die richtige Lektüre aussuchen kann, in der Hoffnung, sich eines guten Tages mit frischer Limonade auf die Wiese zu setzen. In diesem Sinne haben wir für euch wieder fünf Bücher kuratiert, die bei uns zur Jahreszeit nicht fehlen dürfen. 😉
Bad Company: Private Equity and the Death of the American Dream – Megan Greenwell

Private Equity – einer der Grundpfeiler amerikanischer Ökonomie, obgleich viele nicht wissen, wie sehr dies tatsächlich in ihrem Alltag inbegriffen ist. Krankenhäuser, Supermärkte, Zeitungen, Wassersysteme, allesamt sind hiervon betroffen und somit auch die Durchschnittsperson. Profitieren dürfen hiervon allerdings nur die wenigsten.
In Bad Company widmet sich Megan Greenwell dieser Problemstellung und diskutiert eine der auswirkungsstärksten und dennoch missverstandenen Wirtschaftskräfte der USA, anhand vier verschiedener amerikanischer Arbeitnehmer:innen, deren Leben und Gemeinschaften maßgeblich von den Folgen hiervon geprägt sind. Private Equity, stellt Greenwell dar, ist insbesondere gut für ihre Executives, nicht für die Gesellschaft. Türen zu politischen und legislativen Einflüssen werden hierdurch geöffnet, ohne die eigenen Operationen durchsichtig zu gestalten.
Greenwell wirft somit einen investigativen Blick hinter den Vorhang und beleuchtet die Praxis des Bad Business, unter der Fragestellung: Wie verändern sich hierdurch Wirtschaft, Gemeinschaft und nicht zuletzt The American Dream? Faktisch, persönlich und eine Mahnung, tappt man wieder in die Falle sich zu denken: „Nur in Amerika – oder?“
Empire of AI: Dreams and Nightmares in Sam Altman's OpenAI – Karen Hao

Seit Beginn begleitet die Investigativjournalistin Karen Hao OpenAI unter der Führung von Sam Altman und beobachtet, wie das Nonprofit-Unternehmen sich seither entwickelt. Anfangs ohne nennenswerte Bedenken. Das sind die Good Guys, schien sie selbstsicher sagen zu können. Menschen, die die Welt in die Zukunft tragen wollen, (Daten-)Sicherheit als Leitmotiv verankert und eine Gegenkraft zu merkantileren Unternehmen und deren immanenten Risiken. Ein charmanter Lobspruch.
Über die Jahre kamen Hao erste Zweifel. Ein Sinneswandel, den Empire of AI veranschaulicht – stets aus der professionellen Perspektive einer Insiderin und Expertin. Die Sorgen Haos sind berechtigt; kann ein Nonprofit-Unternehmen sich etwa den Verlockungen des Big Business entziehen, steht es an der Spitze seiner Zeit, der Türschwelle einer weltbewegenden Tech-Revolution?
Natürlich nicht. Mit Milliarden von Microsoft im Gepäck und vermehrter Konkurrenz auf der Überholspur, beleuchtet die Journalistin den eingeschlagenen Kurs, welchen nicht einmal OpenAI selbst verstehen zu scheint. Von der plötzlichen Feuerung Altmans und seiner verzweifelten Restitution, verfolgt sie jeden wichtigen Schritt. Multiperspektivisch, stets im Gespräch im Interview mit Silicon Valley. Das Ergebnis zeigt sich schnell: niemand glaubt jemals der Böse zu sein. In welche Richtung aber soll das gehen?
Black Genius: Essays on an American Legacy – Tre Johnson

Was genau ein Genie sein soll, ist schwer zu definieren, doch die generelle Assoziation wird – wie so häufig – irgendwo beim weißen Mann landen. Mit seiner Essaysammlung regt Tre Johnson zum Umdenken an.
Black Genius operiert unter folgender These: dass schwarze Amerikaner:innen aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz das Blut dieser Nation darstellen. Er findet Wunder in der „Brillanz des Alltäglichen“ und somit geistreiche Kulturbeiträge schwarzer Amerikaner:innen – individuell und als Gemeinschaft gleichermaßen –, obgleich diese zu häufig auf die Musik beschränkt werden. Es gibt mehr als das.
Johnson taucht hierfür in verschiedene Erzählungen ab, stellt diese nicht weniger dar und fragt Beispiel über Beispiel: Ist das nicht auch eine Form von Genie? Insbesondere, wenn die Möglichkeit verwehrt wird, dieses adäquat zu nutzen? Das Resultat ist eine interessante Mischung aus Reportage, Popkultur und schwarzer Geschichte, um einen festgefahrenen Begriff ins Wanken zu bringen.
Careless People: A Cautionary Tale of Power, Greed, and Lost Idealism – Sarah Wynn-Williams

Vom blauen Original, wo man alte Schulfreund:innen anstupste, hin zum Giga-Tech-Magnaten, der maßgeblich Wahlergebnisse Amerikas zur letzten Legislation beeinflusste: das ist die Geschichte Facebooks, aus der Perspektive von Sarah Wynn-Williams.
Seit frühen Tagen begleitet Wynn-Williams das Unternehmen bereits und durfte mit eigenen Augen beobachten, wie dieses sich kontinuierlich wandelte. Der Verfall einer Unternehmenskultur, gescheitert an Leuten, welche die Welt in ihren Händen halten, samt einer persönlichen Einschätzung, wann und wo es schiefging. Von Misogynie am Arbeitsplatz, gelebter Doppelmoral, politischen Uneinigkeiten und der allgemeinen Feststellung, dass mehr Macht zugleich in mehr Verantwortungslosigkeit endet – und das hat Konsequenzen für uns alle. Wynn-Williams schreibt hiermit nicht nur ihr Memoire, sondern dokumentiert gleichzeitig die Entwicklung einer der treibenden Kräfte des Westens.
Dass Facebook, nun Meta, nicht das ethischste aller Unternehmen ist, ist allgemein bekannt – Careless People dekuvriert das Urgestein Silicon Valleys samt ihrer Führungsfiguren jedoch transparent. Meta selbst ist über die Veröffentlichung zumindest nicht begeistert und das sagt meistens genug. Eine Lektion darin, wie man es besser macht, oder warum weniger manchmal mehr ist.
Die Harzreise – Heinrich Heine

Wenn schon das Wetter nicht mitspielt, muss man doch zumindest die Gedanken etwas wandern lassen – auch mal abseits von Sachbüchern. 😉 Da zumindest haben wir einen tatsächlichen Klassiker für Euch.
In seiner Harzreise, illustriert Heinrich Heine seine von Göttingen ausgehende, spätsommerliche Wanderung in einem anschaulichen Mischmasch aus Naturerlebnis, menschlichen Impressionen, Märchen und Philosophie sowie einer ganzen Prise Humor. Es wird berichtet von majestätischen Waldhainen, wie man sie selbst im Sommer zu wünschen hofft (wo es dann auch mal in der Lyrik ausartet), seltsamen Gesprächen mit noch seltsameren Gestalten und Begegnungen mit Geistern. Beinahe 200 Jahre später ist der Text weiterhin ausgesprochen lesbar und bietet regelmäßigen Anlass zum Schmunzeln und Lachen. „Er sah aus wie ein Affe, der eine rote Jacke angezogen hat und nun zu sich selber sagt: Kleider machen Leute“, ist objektiv weiterhin lustig und das stellen wir nicht zur Diskussion!
Ein schönes Buch für den Sommer und für das bisschen Kulturbildung. 💡
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und auf Reisen! 😊