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Einfach mal abschalten: Auf dem Weg zum Digital Wellbeing



Was ist die erste Sache, die du heute Morgen getan hast? Einen kräftigen Schluck Wasser getrunken? Meditiert? Oder in einer gefühlten Endlosspirale leicht geistesabwesend verschiedene News und Social-Media-Kanäle durchgescrollt, mit einem Auge ein paar Nachrichten beantwortet und wenn man schon dabei ist, die Mails gecheckt, um dann festzustellen, dass du jetzt weder energiegeladen noch motiviert bist, als du dich endlich von der Bettkante rollst.


Falls deine Antwort auf Letzteres fällt, so ist es vielleicht ein schwacher Trost zu wissen, dass es 57% der Deutschen ähnlich geht, wenn sie das Smartphone binnen der ersten 30 Minuten eines Tages in die Hände nehmen, so eine Statista-Studie. Dass das nicht förderlich ist, da scheinen sich Expert:innen einig zu sein.


Wo liegt das Problem?

Die ersten 15 Minuten unseres Tages sind entscheidend für den restlichen Verlauf. News Feeds und Social Media, bekanntlich keine Katalysatoren für Positivität, sind daher nicht der beste Start in den Tag. Im Gegenteil: Smartphone-Nutzung im Exzess kann unser körperliches sowie psychisches Wohlergehen beeinträchtigen.


Insbesondere in Zeiten von Pandemie und Ukraine-Krise ist der emotionale Bedarf, informiert zu sein, womöglich besonders hoch. Sich jedoch vor dem ersten Kaffee bereits mit Bomben auf Fluchtrouten zu beschäftigen, kann richtig weh tun. Und genau hierin liegt das Suchtpotenzial des Smartphones: Negative Neuigkeiten stimulieren mehr als positive. Doch wir müssen persönlich und individuell abwägen, wie viel wir davon gut verarbeiten können und wie viel unsere Stimmung, Leistungsfähigkeit und womöglich Lebensfreude zu stark belastet und ungesund ist. Die Handys sind schlecht für dich!-Keule ist bereits ziemlich durchgeschwungen, während wir wissen, dass Smartphones gleichermaßen verschiedenste Vorteile zu bieten haben. Wäre daher statt einer vollständigen Smartphone-Abstinenz eine bewusste, sinnvolle Nutzung somit nicht weitaus erstrebenswerter? Die Google Zukunftswerkstatt versucht zu zeigen, wie das aussehen kann.


Was ist die Google Zukunftswerkstatt?

Gegründet wurde die Lernwerkstatt mit dem Ziel, digitale Kompetenzen auszubauen – ob privat oder im Unternehmen – und seither werden regelmäßig Webinare, Veranstaltungen und dergleichen durchgeführt, um Teilnehmer:innen mit Methoden vertraut zu machen, sich durch die Arbeitswelt 4.0 zu navigieren. Am 15.02. stand das Thema Digital Wellbeing auf der Agenda.


Digital Wellbeing

Bezeichnet den Prozess, Technologien so im Leben zu integrieren, dass diese zu unserem Wohlbefinden beitragen, als positiver Einfluss zu verstehen sind und effektiv unseren Alltag bereichern. Es geht darum, eine Balance zu halten und die positiven Möglichkeiten neuer Technologien zu nutzen, während man die negativen Einflüsse begrenzt. Wie dieser Prozess verläuft, ist für eine:n Jede:n von uns unterschiedlich, das Resultat jedoch im Besten Fall dasselbe: Ein reflektierter Umgang mit digitalen Gewohnheiten. Ein selbstverständlich schönes Vorhaben, aber wie ist das in der konkreten Umsetzung zu realisieren?


Ein gesunder Umgang mit digitalen Technologien

Der Ansatz für einen besseren Umgang mit heutigen Technologien ist recht simpel: Sich auf die eigene Wahrnehmung konzentrieren und entsprechend reflektieren. In der Praxis sähe das wie folgt aus:


  1. Gezielt über den eigenen Umgang mit Smartphone, Tablet und Co. nachdenken. Woran habe ich Freude? Welche Apps bereiten mir Stress?

  2. Die Gedankengänge zur Nutzung notieren und festhalten.

  3. Daran anknüpfend: Wofür benutze ich welche Geräte? Und wie viel? (Tipp: Für eine präzisere Analyse der eigenen Nutzung, greife auf die Bildschirmzeit-Funktion deines Handys zurück!)

  4. Wann und inwiefern bereichert Technologie mein Leben?

  5. Wann wiederum steht Technologie mir im Weg? Bestehen hierbei vielleicht Schnittpunkte mit vorherigen Feststellungen?

Wie gesagt ist der Weg zur bestmöglichen Techniknutzung stets individuell und somit subjektiv – und teilweise ist es nicht einfach festzustellen, wo denn nun genau die Vor- und Nachteile liegen, da die stetige Smartphone-Aussetzung all das verschleiern kann; die Grenzen verschwimmen häufig. Wir haben uns daher einmal Gedanken gemacht und unsere Pros und Cons folgend aufgelistet. Vielleicht hilft es dir auf dem Weg zu deiner eigenen Reflexion!


Vorteile neuer Technologien


👬 Soziales

Ob Messaging, Videocalls oder hochwertige Fotoerinnerungen zu schaffen und festzuhalten, mit unseren Liebsten zu teilen und problemlos auch über Kontinentalgrenzen hinweg Kontakt zu halten, machen heute einen bedeutenden Teil unserer sozialen Kontakte aus. Serotonin auf Knopfdruck.


🏛️ Persönliche Entwicklung und Kultur

Eine gigantische Bibliothek (Magazine sowie anderweitig) und Musiksammlung mittels der richtigen Apps in der Hosentasche geben uns endlose Möglichkeiten Bildungspunkte zu sammeln - das häufig kostenlos. Und wenn man es übertrieben hat, gibt es dann wiederum Achtsamkeits- oder Meditations-Apps, die unsere Bildschirmzeit reduzieren sollen.


🧠 Wissenserwerb

Zum Glück ist das Internet nicht nur die gefährlichste Prokrastinationsfalle sondern auch die größte und effizienteste Wissensquelle. Ob weiterbildende YouTube-Videos, kostenlose wissenschaftliche Artikel oder weltweite News im Live Ticker – uns stehen Informationen in Echtzeit zur Verfügung.


Die Nachteile

Doch wie dem Unterton schon herauszulesen war, sind diese Möglichkeiten teils Fluch und Segen zugleich:


⏸️ Prokrastination
We're going to go on a YouTube spiral that starts with videos of Richard Feynman talking about magnets and ends much, much later with us watching interviews with Justin Bieber's mom.

Ungeachtet des hilfreichen Contents sind YouTube, Twitter und Co. gleichermaßen das ultimative Ablenkungsformat und enden zu häufig in einer Endlosschleife der Sinnlosigkeit. Dass es kein „Ende eines Feeds“ gibt, verstärkt das zuvor erwähnte, endlose Scrollen. Mit Candy Crush oder Angry Birds sollte man gar nicht erst anfangen, sonst endet eine kleine Partie schnell in einer High-Score Jagd nach dem Motto „Nur noch eine Runde“.


💤 Schlafprobleme

Dass das blaue Bildschirmlicht abends unseren Schlaf stört, ist mittlerweile allgemein bekannt und dennoch fällt vielen der von Expert:innen empfohlenen ein- bis zweistündigen Verzicht vor der Bettruhe schwer.


🙅 (Un-)Soziales

Nach einem langen Tag in Videokonferenzen, an dem man in den Pausen auf sämtlichen Kanälen Messages beantwortet und während des Lunchs am Schreibtisch noch Spiegel und Tagesschau checkt, kann verdammt anstrengend sein. Sich dann noch analog zu treffen, wird manchen zu viel, so dass sie trotz aller sozialer Interaktion doch letztlich isoliert sind. Erst beim lauten Lachen beim gemeinsamen Abendessen fällt auf: Verdammt, das ist doch was ganz anderes, als nur zu chatten.


Aus diesen Vor- und Nachteilen und der Dualität technologischer Medien selbst, lässt sich ein einfacher Rückschluss tätigen: Im Idealfall umfasst unsere Beziehung zu Technologie eine kontrollierte und zielgerichtete Nutzung mit Mehrwert. Die Ziele hierzu, und was das für eine:n bedeutetet, sind vollkommen individuell und es ist empfehlenswert, auch diese für einen reflektierten Umgang aufzuschreiben!


Tipps und Tools fürs Digital Wellbeing

Unser Hirn arbeitet in der Regel nach Wegen des geringsten Widerstands. Heuristiken menschlichen Verhaltens, welche ohne großartige Überlegungen durchgeführt werden können. Oder kurz: Mental Shortcuts. Ein Reiz löst eben diesen Shortcut aus, der Shortcut resultiert in einer Handlung und die Handlung bestätigt den Reiz für eine spätere Wiederdurchführung. Ein System, welches wir uns zunutze machen können, auf dem Weg zum Digital Wellbeing.


Die Idee ist also, neue Shortcuts zu schaffen – und genau hier kommen unsere vorherigen Reflexionen zum Einsatz. Um neue Shortcuts zu erstellen, brauchen wir allen voran nämlich eine gute Ausgangslage samt der Intention, bewusst Kontrolle über das eigene Verhalten zu übernehmen.


Hier kommen 3 Top Tipps unserer Birchies auf dem Weg zum Digital Wellbeing:



Lena

Ohne ausreichend Schlaf bin ich nicht ich. Daher versuche ich insbesondere abends von Bildschirmen fernzubleiben und stattdessen mindestens 30 Minuten vorm Schlafengehen zu lesen. Das wirkt stressreduzierend und fördert die Einschlafkapazität! In einem Buch versteht sich – am iPad oder Handy zu lesen macht diese positiven Nebeneffekte nichtig.


Toni

Benachrichtigungen am Handy ausstellen! So entscheidet man jedes Mal bewusst, ob man eine App öffnen möchte oder nicht, statt einem automatisieren Verhaltensmuster zu folgen - und wenn alle Stricke reißen, hilft manchmal nur der kalte Entzug. Mir hilft es, das Handy einfach mal wegzupacken oder auszuschalten. Bei einem Spaziergang, lass ich es gerne auch einfach mal zuhause liegen.


Hanna

Manchmal erwische ich mich selbst dabei, wie ich durch Social Media Plattformen scrolle, obwohl die eigentliche Intention, wieso ich das Handy in die Hand genommen habe, eine ganz andere war. Mir hat es total geholfen, Social Media Plattformen von meinem Startbildschirm zu entfernen, sodass ich nicht direkt mit ihnen konfrontiert bin, sobald ich das Handy benutze. Zudem deaktiviere ich auch gerne mal Social Media für eine Woche - gerade dann merkt man erst, wie häufig man ohne wirkliche Absicht oder aus Automatismus das Handy in die Hand nimmt.


So schaffst Du es, Deine Vorsätze einzuhalten

Selbstredend ist es wichtig, erst einmal klein anzufangen. Es geht um eine sinnvolle Nutzung, keine Abstinenz. Wir haben daher für uns wichtige Kniffe festgestellt, die bei einer sinnvollen Nutzung helfen:


Bewusstsein

Welche Faktoren lösen in Dir negative Gewohnheiten aus? Weg damit!


Belohnung

Positive Reinforcement ist nicht nur ein schönes Buzzword. Wenn Du etwas gut gemacht hast, darfst Du dir ruhig mal auf die Schulter klopfen und eine kleine Wohltat genehmigen, sei es nun was Leckeres zu essen, Self Care oder dergleichen.


Gewohnheit

Die mentalen Kabel neuverbinden, dauert ein ganzes Weilchen, ist allerdings nicht unmöglich. Sei bewusst mit Deinen eigenen technischen Reizen und fundiere neue, um hilfreiche Gewohnheiten zu etablieren.


Zeit

Das alles wird keineswegs von heute auf morgen passieren; gut Ding will bekanntlich Weile haben. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst und verstehe, dass all dies ein Prozess ist.


Wir freuen uns auf den Austausch mit Euch!


Zum Weiterlesen:


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